Heidi Streimetweger hat neben ihrer Chemo auch eine Misteltherapie angewandt. Im Interview spricht sie über die Therapieentscheidung und erzählt, wie sie nach einem Jahr krebsfrei sich selbst und anderen Mut macht.
Wie sind Sie zur Misteltherapie gekommen?
Bereits bei meinem Erstgespräch, als ich die Diagnose triple-negativer Brustkrebs mit einem schnell wachsenden, bösartigen Tumor erhielt, hat mir meine behandelnde Ärztin die Empfehlung zur Misteltherapie gegeben. Daher habe ich mich dafür entschieden.
Was ist denn überhaupt die Misteltherapie und wie haben Sie sie angewandt?
Ich habe relativ zeitgleich zur ersten Chemo mit der Misteltherapie begonnen und sie etwa ein halbes Jahr durchgeführt. Die Misteltherapie wird über eine Spritze verabreicht und wird – je nach Hautreaktionen – zwei- bis dreimal pro Woche angewandt. Am Anfang habe ich sehr stark auf die Misteltherapie mit handflächengroßen roten Flecken auf der Haut reagiert. Je größer der Fleck, desto länger lässt man sich mit der nächsten Spritze Zeit und reduziert gleichzeitig die Dosis. Je kleiner der Fleck wird, desto schneller setzt man die nächste Spritze. Sobald sich dies eingependelt hat, steigt man auf die nächste Stufe der Misteltherapie um.
Inwiefern haben Sie gemerkt, dass die Misteltherapie wirkt?
Das ist aus heutiger Sicht für mich schwer zu beschreiben, weil ich ja nicht weiß, wie alles ohne die Misteltherapie verlaufen wäre. Die Misteltherapie stärkt das Immunsystem und mildert die Nebenwirkungen der Chemo. Für mich war es sicherlich die richtige Entscheidung und es hat mir sehr gutgetan. Als ich die Diagnose erhielt, hatte ich eine 30-prozentige Überlebenschance. Nach vier Chemos war der Tumor komplett weg – darüber waren die Ärzte sehr verwundert, weil sie das in dieser Form so noch nie gesehen haben. Die Misteltherapie ist etwas Natürliches und kein Humbug. Es gibt sehr viele positive Erfahrungswerte, dass die Mistel unterstützend wirkt.
Wie geht es Ihnen heute?
Im April letzten Jahres hatte ich meine letzte Chemo, im Mai 2020 wurden mir beide Brüste abgenommen, die heuer wieder aufgebaut werden. Heute geht es mir sehr gut – ich bin seit einem Jahr krebsfrei!
Wie kann man anderen Menschen, die vielleicht in einer ähnlich schwierigen Situation wie Sie waren oder sind, Mut machen?
Ich habe meine Mutter an Krebs verloren und eineinhalb Jahre vor meiner Diagnose auch meine Schwester. Ich wusste also genau, was auf mich zukommen wird. Das hat die Situation für mich nicht leichter gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich einfach jemanden gebraucht, mit dem ich mich austauschen oder bei dem ich mir Informationen einholen kann. Mit der Diagnose hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen und ich habe mich irgendwie verlassen gefühlt. Du bist schwer krank und musst dich dann auch noch mit der ganzen Bürokratie beschäftigen. Ich wurde auf Instagram sehr aktiv und habe darauf viele tolle Rückmeldungen bekommen. Viele schreiben mir, dass ich für sie eine Mutmacherin bin. Aber auch mir tut dieser Austausch gut. Ich bin ein sehr positiver Mensch, aber irgendwann habe auch ich meine Durchhänger. Darüber zu reden und sich auszutauschen, das hilft einfach!