Um Patient:innen die erforderliche Versorgung mit Arzneimitteln und diagnostischen Tests bieten zu können, forscht Roche an innovativen Krebstherapien, erklärt Astrid Hackl, verantwortlich für den Geschäftsbereich Onkologie bei Roche Austria GmbH.
Astrid Hackl
verantwortet den Geschäftsbereich Onkologie bei Roche Austria GmbH
Foto: Klaus Ranger
Wie lange ist Roche bereits in der Krebsforschung aktiv?
Roche forscht seit Jahrzehnten im Bereich der Onkologie – unseren wissenschaftlichen Grundstein für Präzisionsmedizin haben wir vor mehr als 20 Jahren gelegt. Voraussetzung dafür war die Entwicklung von Diagnostika, die zelluläre Besonderheiten der Patient:innen beziehungsweise deren Tumoren erkennen, und Medikamenten, die sich diese zunutze machen können. So konnten wir in der Onkologie, wo die personalisierte Medizin am weitesten fortgeschritten ist, neue Therapiestandards etablieren. Langfristig möchten wir dazu beitragen, Patient:innen ein möglichst langes Leben mit hoher Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu verfolgen wir ein umfassendes Entwicklungsprogramm, sowohl beim Blutkrebs als auch bei soliden Tumoren. Roche ist eines jener Pharmaunternehmen, die prozentual den höchsten Anteil des Unternehmensumsatzes in die Forschung investieren. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung ist im pharmazeutischen Bereich besonders hoch: Von 10.000 erforschten Wirkstoffen wird im Durchschnitt nur einer zur Grundlage einer effektiven, erprobten und zugelassenen Therapie. Dieser Prozess dauert vom ersten Molekül bis hin zur Zulassung im Durchschnitt 13,5 Jahre.
Worauf konzentriert sich die Forschung im Bereich der Lymphome?
Hier sind wir bereits seit über 20 Jahren mit etablierten und transformativen Therapien am Markt. Gleichzeitig forschen wir intensiv, um größere Behandlungserfolge zu ermöglichen. Beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) sieht man vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei innovativen Ansätzen wie Antikörper-Wirkstoff-Verbindungen, die die Chemotherapie zielgerichtet zur Tumorzelle bringen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Einführung bispezifischer Antikörper, die sich gezielt sowohl an Tumorzellen als auch an Immunzellen binden können. Das führt zu einer verstärkten Immunantwort gegen den Tumor, was gleichzeitig die gezielte Zerstörung von Krebszellen unterstützt. Diese Entwicklungen zeigen insgesamt vielversprechende Perspektiven für eine verbesserte Behandlung und langfristig positive Ergebnisse für Patient:innen.
Die Lungenkrebstherapie hat sich von einem eher statischen zu einem sehr dynamischen Forschungsfeld entwickelt. Wie kam es dazu?
Auch das hat maßgeblich mit den Entwicklungen im Bereich der personalisierten Medizin zu tun. Fortschritte in der Diagnostik machen es möglich, das genetische Profil von Tumoren zu bestimmen und spezifische, an dieses Profil angepasste Wirkstoffe zu entwickeln. Anders als oftmals unspezifische Therapien, wie etwa Chemotherapien, sind gezielte Therapien und Immuntherapien spezifisch an die Art des Tumors angepasst. Sie können alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden. Ziel ist es auch hier, die Wirksamkeit der Therapien zu verbessern, höhere Überlebensraten sicherzustellen und für mehr Lebensqualität zu sorgen.
Innovation beschränkt sich darum nicht nur auf Diagnostik und Wirkstoffe, sondern betrifft auch Verabreichungsmethoden. Es macht für Patient:innen einen wesentlichen Unterschied, ob Behandlungen ambulant erfolgen können oder ob sie stationär betreut werden müssen.
Gibt es, neben der personalisierten Medizin, weitere Trends, die die Behandlung von Krebserkrankungen maßgeblich verändern werden?
Digitalisierung und Datenanalyse sind in der modernen Medizin mittlerweile unverzichtbar. Keine der besprochenen Innovationen wäre ohne diese möglich. Man darf aber nicht vergessen, dass es nicht nur darum geht, neue Therapien zu entwickeln, sondern auch darum, diese bestmöglich einzusetzen. Wir forschen daher in enger Zusammenarbeit mit österreichischen und internationalen Expert:innen intensiv an der bestmöglichen Anwendung unserer Präparate – etwa durch Kombinationen neuartiger und etablierter Therapien. Dabei ist es uns ein großes Anliegen, dass wir nicht nur effektive Therapien entwickeln, sondern dass diese auch rasch für die Patient:innen verfügbar sind. Dafür braucht es die Möglichkeit, Studien in internationalen Kooperationen rasch umzusetzen sowie wirksame und sichere Therapien schnell zur Verfügung zu stellen. Damit das gelingt, müssen alle Akteure im österreichischen Gesundheitswesen an einem Strang ziehen und sich weiterhin dem Wohlergehen der Patient:innen verpflichtet fühlen.