Breast Care Nurses sind PflegeexpertInnen für Brusterkrankungen. Ingeborg Brandl erklärt im Interview, inwiefern speziell geschultes Pflegepersonal betroffene Frauen und ihr soziales Umfeld bestmöglich unterstützen kann.
Ingeborg Brandl, MSc
Breast Care Nurse, Präsidentin Österr. Gesellschaft der Breast Care Nurses
Wenn es um Brustkrebs bzw. metastasierenden Brustkrebs geht, ist großes Einfühlungsvermögen gefragt. Welche Aufgaben übernehmen Breast Care Nurses im Zuge der Diagnose?
Breast Care Nurses können gemeinsam mit den Patientinnen die Diagnose aufarbeiten. Was bedeutet die Diagnose für die Patientin selbst und für ihr Umfeld? Welche Therapien gibt es und welches Management ist bei welchen Medikamenten notwendig? Welche Nebenwirkungen werden erwartet und welche Möglichkeiten haben Patientinnen, diesen proaktiv zu begegnen? All das sind Themen, die die Pflegeperson mit der Patientin durchgehen kann.
Stichwort Therapie: Wie individuell gestaltet sich diese heute bei Brustkrebs?
Die Therapien sind heute viel individueller als sie es noch vor etwa fünf Jahren waren. Die Entwicklung geht von nur einer Therapieform mit einer Standardmedikation weg in Richtung Präzisionsmedizin. Immerhin gibt es heute viele neue Medikamente am Markt, die auf die Patientinnen zurechtgeschnitten werden können.
Können diese neuen Entwicklungen betroffenen Frauen neue Hoffnung geben?
Ja, das würde ich so sagen. Wir sehen heute ganz andere Outcomes als mit einer normalen Standard-Chemotherapie. Gerade in der Brustkrebsforschung hat sich wirklich sehr viel getan!
Sie haben bereits das soziale Umfeld angesprochen: Wie können Breast Care Nurses hier unterstützend tätig werden?
Das soziale Umfeld ist der Anker für Patientinnen – egal, in welchem Stadium der Krebserkrankung. Als Pflegeperson kann man die Beratung nicht nur bei den betroffenen Frauen, sondern auch bei den Angehörigen ansetzen. Da immer mehr junge Frauen an Brustkrebs erkranken, ist es wichtig, auch deren Kinder miteinzubeziehen. Auch hier können Breast Care Nurses Hilfe anbieten und Kindern die Krebserkrankung fach- und kindgerecht erklären.
Was möchten Sie Brustkrebs-betroffenen Frauen mit auf den Weg geben?
Auf der einen Seite ist es wichtig, möglichst offen mit der Erkrankung umzugehen. Aufgrund der Therapie-Nebenwirkungen kann das Zusammenleben beeinträchtigt werden. Wenn man etwa als Familienmitglied darüber nichts weiß, kann man das oft nur schwer verstehen und vielleicht nicht adäquat reagieren. Auf der anderen Seite möchte ich betroffenen Frauen auch mitgeben, dass sie sich nicht scheuen sollen, Hilfe anzunehmen, wenn sie selbst an ihre Grenzen kommen.