Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind gefürchtet und von Patient zu Patient unterschiedlich. Univ.-Ass.Prof. Dr. Leo Auerbach, Leiter der Brustambulanz an der Wiener Universitätsfrauenklinik (Brustgesundheitszentrum AKH Wien), erklärt, wie man diese am besten bekämpfen kann.
Univ.-Ass. Prof. Dr. Leo Auerbach
Leiter der Brustambulanz an der Wiener Universitätsfrauenklinik (Brustgesundheitszentrum AKH Wien)
Was sind die häufigsten Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie?
Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Chemotherapeutika, die abhängig von der Tumorart, Histologie, Ausbreitung der Erkrankung und anderer Faktoren individuell eingesetzt werden und die durchaus ganz unterschiedliche Nebenwirkungen haben können. Jeder Patient, jede Patientin kann zusätzlich auf ein und dasselbe Chemotherapeutikum unterschiedlich reagieren. Nebenwirkungen können schon ab der ersten Woche des ersten Behandlungszyklus einsetzen. Häufige bekannte Folgen sind Haarausfall, Übelkeit/Erbrechen, Müdigkeit, Blutbildstörungen, Haut und Nägelveränderungen, Geschmacks- und Sensibilitätsstörungen.
Was kann man gegen diese unerwünschten Begleiterscheinungen tun?
Es gibt mittlerweile sehr gute, effektive Begleittherapien, die routinemäßig zum Einsatz kommen. Viele werden heute schon präventiv eingesetzt, um zu verhindern, dass Beschwerden eintreten, z.B. Begleittherapien gegen Übelkeit, gegen Veränderungen des Blutbildes unter Therapie (z.B. Leukopenie, Anämie), Schmerzen und vieles mehr.
Bleiben die Beschwerden nach der Therapie bestehen?
Meist sechs bis acht Chemotherapiezyklen durchläuft ein Patient im Laufe einer Behandlung, monoklonale Antikörper auch länger. Viele der Nebenwirkungen verschwinden in den ersten drei Wochen, aber andere können noch Wochen und Monate anhalten, wie z.B. Geschmacksveränderungen, Haut- und Nägelveränderungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Störungen des Hormonhaushaltes.
Wo können sich Patienten weitere Unterstützung holen?
Viele Patientinnen wollen den Heilungsprozess durch zusätzliche komplementäre Therapien unterstützen und die Nebenwirkungen der Chemotherapien verringern. In Österreich werden am häufigsten die Misteltherapie, Enzymtherapie, orthomolekuläre Therapie, TCM und verschiedene Pflanzentherapien angewandt und in Abstimmung mit der jeweiligen onkologischen Therapie eingesetzt. ÄrztInnen, die das Österreichische Ärztekammerdiplom „ÖÄK Diplom: Begleitende Krebsbehandlungen“ erworben haben, sind speziell dafür ausgebildet. Moderne Krebstherapie vereinigt Ernährungsberatung, physikalische Therapie, psychoonkologische Begleitung und Komplementärmedizin mit der klinischen onkologischen Therapie, um den optimalen Behandlungserfolg zu garantieren.
Kann der Hausarzt bei Nebenwirkungen helfen?
Die standardisierte Begleittherapie ist den wesentlichen Nebenwirkungen des jeweiligen Chemotherapuetikums oder monoklonalen Antikörpers angepaßt und wird von den onkologischen Abteilungen begonnen bzw. rezeptiert. In vielen Fällen wird auch der Hausarzt in der Zeit zwischen den einzelnen Zyklen mit den Beschwerden konfrontiert und er/sie kann natürlich diese behandeln und das ist auch durchaus wünschenswert. Wichtig ist nur, dass eine Absprache mit dem onkologischen Zentrum dann erfolgt, wenn eine Interaktion möglich erscheint.
Können die Nebenwirkungen bei manchen Personen auch ganz ausbleiben?
Dies ist primär vom Chemotherapeutikum abhängig. Das vollständige Ausbleiben jeder Nebenwirkung ist selten. Durch den Einsatz moderner monoklonaler Antikörper in der Tumortherapie sind jedoch viele „klassische“ Nebenwirkungen abgemildert oder treten gar nicht auf.