Was kommt bei einer Darmkrebs-Operation auf den Patienten zu?
Univ. Prof. Thomas Sautner
Facharzt für Chirurgie Gefäßchirurgie und Viszeralchirurgie
Der Darmkrebs, medizinisch Kolonkarzinom, ist in Österreich die dritthäufigste Krebserkrankung des Mannes und die zweithäufigste der Frau. Wenn er früh erkannt wird, bedeutet Darmkrebs aber schon lange kein Todesurteil mehr. „Wir erziehlen beim Darmkrebs seit 25 Jahren kontinuierliche Fortschritte in allen Gebieten von Früherkennung bis Nachsorge.
Die Verbesserung der Ergebnisqualität ist enorm und auch die Überlebensraten bei fortgeschrittener Erkrankung sind deutlich gestiegen“, erklärt Univ. Prof. Thomas Sautner. Diagnostiziert wird Darmkrebs durch einen Zweierschritt: Mithilfe eines Briefchens wird der Stuhl im ersten Schritt auf okkultes, also verstecktes, Blut untersucht. Diese schnelle Routineuntersuchung ist jedoch nicht hundertprozentig sicher: Vor allem Eisenpräparate oder der Verzehr gewisser Lebensmittel können das Ergebnis verfälschen. „Bei einem wiederholt positiven Ergebnis muss jedoch auf jeden Fall eine Koloskopie, auch Darmspiegelung, durchgeführt werden“, sagt Sautner.
Minimal-invasiver Zugang
Die Darmspiegelung selbst steht auf jeden Fall ab dem 50. Lebensjahr auf dem Vorsorgeplan, bei Auffälligkeiten oder genetischer Belastung bereits früher. Heißt die Diagnose dann tatsächlich Darmkrebs, kommt die Behandlung auf das Stadium des Tumors an. „Befindet sich das Karzinom in einem Polyp und hat es die Darmwandschleimhaut noch nicht überschritten, kann es direkt während der Darmspiegelung interventionell entfernt werden“, schildert der Experte. In komplizierten Fällen kann die Koloskopie auch dazu genützt werden, die Schleimhaut rund um den Tumor gleich mit zu entnehmen.
Wächst das Karzinom in die Darmwand ein, muss der Tumor chirurgisch entfernt werden. Das geschieht vor allem, da das Risiko einer Metastasierung in die Lymphknoten besteht und diese im Tumoreinzugsgebiet ebenfalls entfernt werden müssen. „Mittlerweile ist es jedoch für fast alle Lokalisationen im Darm möglich, laparoskopisch zu operieren“, erklärt Sautner. Der minimal-invasive Schnitt durchs Schlüsselloch bedeutet bei gleich gutem Ergebnis weniger Operationstrauma und eine deutlich kürzere Rehabilitationszeit für den Patienten.
Unterstützende Chemotherapie
Je nach Tumorstadium folgt dem chirurgischen Eingriff noch eine unterstützende Chemotherapie. Je fortgeschrittener der Tumor, desto wahrscheinlicher ist eine solche. „Sind die Lymphknoten betroffen, muss man mit einer Chemotherapie rechnen“, meint Sautner. Auch Strahlentherapie kommt zum Einsatz – allerdings nur bei Karzinomen im Mastdarm nahe dem After. „In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, bereits vor der Operation mit einer Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie zu arbeiten. Die Chemotherapie macht die Zellen anfälliger für die Strahlen und das Gewebe ist noch unverändert genug, um das Therapeutikum problemlos an den richtigen Ort zu leiten.“