Die Diagnose Krebs ist für viele Menschen ein traumatischer Einschnitt in ihr Leben. Sie werden durch die anstehende Behandlung in eine für sie völlig neue Situation geworfen.
Prim. Univ. Prof. Dr. Leopold Öhler
Vorstand der 1. Abteilung für Innere Medizin und Onkologie am Wiener St. Josef Krankenhaus
„Eine optimale Krebstherapie sollte von einem Team durchgeführt werden, das sich aus mehreren unterschiedlichen medizinischen Kompetenzen zusammensetzt. Neben den medizinischen Onkologen und onkologisch versierten Chirurgen, sollten Radioonkologen und Experten für Palliativmedizin genauso wie onkologischen Betreuer und Sozialarbeiter dem Patienten zur Seite stehen. Darüber hinaus sollten sie auch den Zugang zur Beratung über ihre psychosozialen, Ernährungs- und anderen Bedürfnisse bekommen“, erläutert Prim. Univ. Prof. Dr. Leopold Öhler, Vorstand der 1. Abteilung für Innere Medizin und Onkologie am Wiener St. Josef Krankenhaus.
«Nur durch ein Team von Spezialisten aller Fach- und Berufsgruppen kann eine ganzheitliche Betreuung von Krebspatienten gewährleistet werden. »
Regelmäßige Tumorkonferenzen
Professor Öhler fährt fort: „Zusätzlich zu den täglichen konsiliarischen Kontakten und internen Fallkonferenzen finden wöchentlich sogenannte interdisziplinäre Tumorkonferenzen (‚Tumorboards’) statt, an denen Ärzte verschiedener Fachabteilungen teilnehmen, um das für jeden einzelnen Tumorpatienten bestmögliche Behandlungsverfahren zu diskutieren und einen Behandlungsvorschlag zu erarbeiten, der anschließend in Einzelgesprächen mit den Vertretern der verschiedenen Fachrichtungen und dem betreff enden Patienten erörtert wird.
Auf diese Weise wird gewährleistet, dass alle an der Diagnostik und Behandlung von Tumorerkrankungen beteiligten Fachdisziplinen in die Entscheidungsfindung für eine Therapie eingebunden sind und somit zur bestmöglichen Tumorbehandlung beitragen können. Letztendlich geht es darum, einen individuellen Behandlungsplan für den Patienten zu erstellen.“
Die Bündelung von Kompetenzen unterschiedlicher medizinischer Disziplinen ist sowohl bei der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen als auch in der onkologischen Forschung ein entscheidender Faktor. In diesem Sinne bilden immer mehr Kliniken Onkologie- Schwerpunkte. Eine etablierte Klinik in Wien, arbeitet zudem eng mit den onkologischen Abteilungen in Linz und Ried zusammen. Mit dem Comprehensive Cancer Center Vienna, das vor zwei Jahren als Krebsbehandlungszentrum nach internationalen Maßstäben etabliert wurde, besteht ebenfalls eine Kooperation zur Betreuung der Patienten nach überregionalen Therapiestandards. Durch die Verknüpfung aller mit der Behandlung von Krebs beschäftigten Disziplinen in der Patientenversorgung, in Lehre und Forschung sowie der Anbindung von Selbsthilfegruppen und benachbarten Institutionen werden die Anstrengungen in Kampf gegen den Krebs koordiniert und konzentriert.
Verzahnung mit Arztpraxis
Neben der Therapie im Krankenhaus gehört aber auch die Nachsorge beim behandelnden Arzt zu einer multidisziplinären Krebsbehandlung dazu. „Die Arztpraxis und das Krankenhaus sind keine vollkommen verschiedenen Welten“, erläutert Professor Öhler. Er sieht die besondere Aufgabe der niedergelassenen Ärzte darin, Patienten über Jahre und Jahrzehnte zu begleiten – auch wenn sie vielleicht immer wieder an die onkologische Fachabteilung müssen, etwa für eine intravenöse Therapie oder eine Operation.