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Home » Expertise » Bessere Lebensqualität durch Krebstherapie mit geladenen Teilchen
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Im Ionentherapiezentrum MedAustron werden seit Ende 2016 Krebspatient:innen mit einer innovativen Form der Strahlentherapie behandelt. Nun gibt es erste Studiendaten zu klinischen Ergebnissen und Nebenwirkungen.

Prof. Dr. Eugen B. Hug

Ärztlicher Direktor MedAustron Ionentherapiezentrum
 

Was unterscheidet die Ionentherapie von anderen Formen der Strahlentherapie?
Der wesentliche Unterschied besteht in der Art der Strahlung. Während bei konventionellen Methoden der Strahlentherapie Photonen, also z. B. Röntgenstrahlen, verwendet werden, kommen in der Ionentherapie geladene, massereiche Teilchen – Protonen oder Kohlenstoffionen – zur Krebsbehandlung zum Einsatz. Deren biophysikalische Eigenschaften machen es möglich, die Strahlendosis maximal auf den Tumor zu fokussieren und das umliegende Gewebe nur in geringem Ausmaß damit zu belasten. Das bedeutet, dass naheliegende gesunde Organe geschont werden können, was das Risiko für Nebenwirkungen und Spätfolgen der Behandlung senkt. Gleichzeitig ermöglicht dieser Effekt auch, Tumore mit höheren Strahlendosen zu behandeln, was sowohl die therapeutische Wirksamkeit als auch die lokale Tumorkontrolle verbessern kann. 

Seit wann kommt die Ionentherapie zur Krebsbehandlung zum Einsatz?
Die Therapie mit Protonen wird seit über 40 Jahren angewandt, der Einsatz von Kohlenstoffionen fand Mitte der 90er-Jahre Eingang in die klinische Praxis. Weltweit wurden bisher schon mehr als 350.000 Patient:innen mit der Ionentherapie behandelt – und für einige Indikationen ist sie bereits eine international etablierte Therapieform. MedAustron eröffnete Ende 2016 und seither behandeln wir Krebspatient:innen aller Altersgruppen. Es ist das einzige Zentrum in Österreich, das diese Form der Strahlentherapie anbietet, und zählt weltweit zu jenen sechs Zentren, die sowohl Protonen als auch Kohlenstoffionen dafür einsetzen.

Gibt es Unterschiede zwischen Protonen und Kohlenstoffionen?
Mit beiden Teilchen lässt sich die Strahlenbelastung im gesunden Gewebe gleichermaßen niedrig halten. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer biologischen Wirksamkeit – also hinsichtlich der Zerstörungskraft, die sie in den Tumorzellen entfalten. Diese ist bei Kohlenstoffionen höher als bei Protonen; schon kleine Dosen dieser Strahlung können chemische Verbindungen aufbrechen, die Form von Molekülen verändern und DNS zerstören. Weil Krebszellen für diese Schäden durch Kohlenstoffionen nur unzureichende Reparaturmechanismen parat haben, lassen sich damit auch besonders schwierig zu behandelnde Tumore bekämpfen, die auf andere Arten von Strahlung nur unzureichend ansprechen, wie Knochen- und Weichteilsarkome oder Lokalrezidive nach der konventionellen Strahlentherapie.

Für wen ist die Ionentherapie generell geeignet?
Die Ionentherapie wird überwiegend bei Tumoren eingesetzt, die lokalisiert sind und bei denen eine Heilung oder zumindest ein langjähriges Überleben erreichbar ist. Das Indikationsspektrum wächst stetig; und während zu Beginn vor allem seltene Tumore behandelt wurden, hat sich die Ionentherapie mittlerweile auch bei weit verbreiteten Krebserkrankungen durchgesetzt. International etablierte Indikationen, die wir unter anderem bei MedAustron behandeln, sind Tumore des Kindes- und Jugendalters, Hirntumore, HNO-Tumore, Sarkome oder Beckentumore. Speziell für Patient:innen, die bereits eine reguläre Strahlentherapie erhalten haben, bei denen der Tumor aber lokal erneut auftritt, kann die Ionentherapie oft noch einmal eine reelle Chance auf Tumorkontrolle darstellen. Wir behandeln aber nicht nur zahlreiche etablierte Indikationen, sondern führen auch klinische Studien durch, um mit innovativen Therapiekonzepten die Heilungschancen für bestimmte Patient:innengruppen weiter zu verbessern. 

Welche Studien sind das?
Wir führen einerseits krankheitsspezifische klinische Studien durch, zum Beispiel eine Studie zu Pankreaskarzinomen, für die Ionentherapie und Chemotherapie kombiniert werden, oder eine Studie zu großvolumigen Tumoren, bei denen nur spezielle Segmente bestrahlt werden, um eine Immunantwort des körpereigenen Immunsystems hervorzurufen. Ganz zentral ist aber andererseits unsere Registerstudie, mit der wir für möglichst all unseren Patient:innen das Therapieansprechen und die Nebenwirkungen dokumentieren möchten. Bei Patient:innen mit Hirn- bzw. Schädelbasis-Tumoren konnten wir ein Jahr nach Therapie überwiegend den Erhalt ihrer kognitiven Funktionen, also Wahrnehmung, Denken oder Erinnerung, beobachten. Die Analysen dieser Patient:innengruppe zeigen die Reduktion von Nebenwirkungen und das Beibehalten einer hohen Lebensqualität nach der Therapie. Das stellt – natürlich neben der wirkungsvollen Behandlung der Erkrankung – für die Patient:innen einen großen Gewinn dar.

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